Energiewende und Versorgungssicherheit

02.06.2020 enexion

Zwei große Hindernisse in Sachen Strom aus Wind- und Solarkraft wurden gemindert bzw. abgebaut. Die 1.000 Meter Mindestabstand eines Windrades zu einer Bebauung, welche der Bund verfügt hatte, werden zu Gunsten von Regelungen in den einzelnen Ländern aufgeweicht. Ob das allerdings die Akzeptanz bei der betroffenen Bevölkerung erhöht, ist zweifelhaft. Für Investoren ergibt sich mehr Fläche zum Neubau von Windkraftwerken, was diese sicher begrüßen. Zwecks Überzeugung der Bürger werden auch Überlegungen angestellt, die betroffenen Gemeinden mit monetären Beteiligungen sowie günstigeren Strom für die Bürger am Ertrag der Windkraftanlagen partizipieren zu lassen.

Im Bereich Photovoltaik wurde ursprünglich zur Kostenbegrenzung eingeführte Förderdeckel ersatzlos gestrichen. Photovoltaikanlagen werden weiterhin in vollem Umfang gefördert und erhalten die Förderung im Wesentlichen unabhängig des tatsächlichen Bedarfes in Deutschland. Bislang sind bereits ca. 50 Gigawatt (GW) installierte Leistung mit Förderzusagen für 20 Jahre ab Inbetriebnahme in Deutschland installiert. Bezogen auf ein grundlastfähiges Kraftwerk ist dies eine enorme Leistung, denn dies würde bezogen auf die 8.760 Stunden eines Jahres eine maximale Stromausbeute von 438 Terawattstunden (TWh) bedeuten. Faktisch wurden im Jahr 2019 trotz Supersommer aber nur 10,88 % dieser Strommenge mittels Photovoltaik erzeugt, was nicht mal 10% des 2019 benötigten Bedarfs in Deutschland entspricht. Das liegt selbstverständlich – Achtung Binse – vor allem daran,  dass die Sonne im Durchschnitt eines Jahres nur maximal 50% überhaupt scheint, zusätzlich ist die Kraft der Sonne in einem Land wie Deutschland, welches in einer gemäßigten Klimazone liegt, bei weitem nicht so stark, wie z. B. in Afrika. Hinzu kommt, auch das ist der gemäßigten Klimazone geschuldet, dass eine doch recht häufige Bewölkung die Bestrahlung der Photovoltaikanlagen zeitweise erheblich mindert. Abgerundet kann man sagen, dass die 10-fache installierte Leistung notwendig ist, wenn man eine bestimmte Menge Strom mittels Photovoltaik erzeugen möchte. Womit das Zeitproblem noch nicht gelöst ist: Um zu einem Zeitpunkt, an dem die Sonne nicht scheint, Strom zur Verfügung zur haben, ist eine recht teure und auch nur zeitlich begrenzt haltbare Speicherlösung notwendig. Wenn man z. B.  ein Haus autark mit Photovoltaikstrom versorgen möchte, ist ein finanzieller Aufwand nötig, der viel höher ist, als wenn man den Strom über am Strommarkt kauft. Deshalb läuft Photovoltaik nur mit Förderung.  Und genau deshalb fiel allen Anbietern dieses Modells auch ein Riesenstein vom Herzen, als die Förderdeckelung von 52 GW verbindlich wegfiel.

Die Windstromerzeugung steht mit einem gerundeten Viertel der installierten Leistung erheblich besser da. Allerdings nehmen die Bürger es mittlerweile nicht mehr einfach hin, dass ihr direktes Umfeld mit Windkraftanlagen belastet wird. Über 1.000 Initiativen gegen Windkraft gibt es; es braucht viel Geduld, ein Windkraftprojekt ´durchzubringen`. Und auch hier gibt es das Zeitproblem. Der Wind weht, wie er will und nicht, wie er benötigt wird. Es gibt gleichwohl intelligente Lösungen in Form von sogenannten ´virtuellen Kraftwerken`, die vor allem die Koordination der verschiedenen Stromerzeuger und die Verteilung des erzeugten Stroms vornehmen. In diesem Zusammenhang stellt sich selbstverständlich die Frage, ob sich die Stromversorgung an der voraussichtlichen Nachfrage, am Bedarf orientieren soll, oder ob in Zukunft nur Strom angeboten wird, wenn er (witterungsbedingt) vorhanden ist. Wenn er denn nicht vorhanden ist, weil der Wind kaum weht und die Sonne nicht scheint, dann muss der Bedarf eben verschoben werden. Festgelegt hat sich die Bundesregierung nur für die Jahresmenge: EE-Kraftwerke sollen soweit zugebaut werden, dass bis 2030 im jährlichen Durchschnitt 65% Stromerzeugung vor allem mittels Wind- und Solarkraft erreicht werden. Dabei geht die Bundesregierung davon aus, dass es nicht zu einem wesentlichen Mehrbedarf an Strom kommen wird. Es soll selbstverständlich Energie eingespart werden. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang die Annahmen, welche der Think-Tank Agora-Energie- und Verkehrswende macht: Grundlage der Berechnungen sind ein Bruttostromverbrauch von 600 Terawattstunden, etwa 20 Terawattstunden mehr als die Regierung bislang in ihren Plänen vorsieht. Denn die Autoren gehen von einem leichten Anstieg des Stromverbrauchs durch Elektroautos und neue Wärmepumpen aus. Der Börsenstrompreis beträgt in diesem Szenario zwischen 59,1 und 63,5 Euro pro Megawattstunde (2019: 37,7 Euro).  Die Menge der deutschen Stromexporte sinkt per Saldo von 35,1 Terawattstunden im Jahr 2019 auf 6,7 Terawattstunden im Jahr 2030. Quelle: Hier klicken. Da muss sich unseres Erachtens noch eine ganze Menge bewegen, wenn dies erreicht werden soll. Wenn es denn überhaupt erreicht werden kann. Denn der weitere Ausbau von Wind- und Photovoltaikkraftwerken bewirkt vor allem bei starkem Wind- und Solarkraftaufkommen eine noch höhere Überproduktion von Strom – konventionell, nötig wegen der Netzstabilität plus Strom aus erneuerbaren Energieträgern – eben gerade auch zu Zeiten, wo er in Deutschland nicht gebraucht wird. Das lässt sich aus den bisherigen Analysen in dieser Kolumne zweifelsfrei schließen. Der Strom wird sehr günstig abgeben, teilweise wird er mit Bonus verschenkt. Umgekehrt wird es bei wenig Strom aus Wind- und Solarkraft immer wieder dazu kommen, dass Deutschland Strom importieren muss. Was heute bereits häufig der Fall ist, was im Gegensatz zum Export verhältnismäßig hohe Preise nach sich zieht. Wir befürchten, dass der weitere Ausbau der volatilen Stromerzeugung Wind/Solar, sowie das geplante Abschalten von verlässlich steuerbaren Stromerzeugern, sprich Kohle- und Kernkraftwerken, die Versorgungssicherheit einer an der Nachfrage orientierten Stromversorgung sinken lässt. Das Wissen um diesen Sachverhalt ist gerade für Unternehmen und Industrien, die verlässlich und kontinuierlich viel Strom für die Aufrechterhaltung ihrer Produktionsabläufe benötigen, wichtig. enexion bietet diesen Unternehmen das gebündelte Knowhow und langjährige Erfahrung, um bei diesen Szenarien auf der sicheren Seite zu sein

Seit 20 Jahren arbeitet die enexion group dabei ausschließlich für energieintensive Kunden aus der produzierenden Industrie (10 GWh/a bis ca. 7 TWh/a je Kunde). Ob Energiebeschaffung oder Risikomanagement, ob Netzkosten, EEG, Compliance, Steuern oder Subventionen: enexion realisiert mit seinen deutschen Expertenteams für industrielle Verbraucher, Datacenter und Handelsunternehmen fortlaufend und systematisch wiederkehrende Kosten- und Risikosenkungen sowie Arbeitsentlastung.
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